Gala Night 2013

St. Galler Tagblatt vom 29. April 2013

Die Freude am Leben verbindet

Die Gastgebenden verwöhnen die rund 180 Anwesenden musikalisch
und machen auch als Servierende eine gute Figur.

Klavierkabarettist Klaus Kohler, seines Zeichens begnadeter Pianist
und Schauspieler, präsentiert sich als heimlicher Frauenheld.
(Bilder: cg.)

Die sechste Auflage der Gospel Gala-Night bescherte mitreissende Musik und launiges Kabarett: «Dine with Gospel, Country and Comedy» unterhielt mit Andy Martin und Band, Klaus Kohler sowie dem gastgebenden Gospelchor Flawil.

CHRISTINE GREGORIN

FLAWIL. «Schön muss er sein», begann Klaus Kohler, den aus Sicht der Frau perfekten Mann zu beschreiben, um nach einer bedeutsamen Pause «aber blind» anzuhängen und damit alle Lacher auf seiner Seite zu haben. Ein ganzer Kerl und doch sensibel, bescheiden aber reich, heldenhaft und häuslich, stark soll er überdies sein aber trotzdem weinen können, verwegen und pünktlich, aufregend und erotisch aber nur zu Hause – komplettierte der eloquente Kabarettist den Widerspruch der weiblichen Halluzination in sich.

Der sogenannte «Pianeur», jenes elegante Mischwesen aus Pianist und Charmeur, beherrschte am Samstagabend die Klaviatur der Komik par excellence. Liess er das Leben doch zum Beispiel für einmal rückwärts laufen, beginnend mit dem Ableben. Oder tobte anlässlich eines virtuellen Fussballmatches fingerfertig über die weissen sowie schwarzen Tasten. Virtuos und taktisch auf der Höhe spielten berühmte Komponisten vergangener Epochen das runde Leder etlichen neuzeitlichen Musikgrössen zu: Wolfgang Amadeus Mozart flankte auf John Lennon oder schob flach zu Johann Sebastian Bach, Michael Jackson dribbelte und passte schliesslich zu Freddy Mercury.

Gospel trifft Country
«Die Andersartigkeit in Bezug auf Tempo, Betonung und Text bildete eine wahre Herausforderung», erklärte eine der Sängerinnen kurz nach Mitternacht: Speziell das im «Country-Gospel» übliche, althergebrachte Englisch bereitete Zusatzschwierigkeiten. Nichtsdestotrotz habe das Proben viel Spass gemacht, und das Endergebnis sei mit umso grösserer Freude zur Kenntnis genommen worden.

Die aus den Vereinigten Staaten stammende Musikrichtung «Country» beinhaltet traditionelle Volksmusikelemente der europäischen Zuwanderer, besonders jener aus Irland und England. Auf den ersten Blick sind kaum Gemeinsamkeiten mit der afroamerikanischen Stilrichtung «Gospel», die ihren Ursprung im Spiritual hat, auszumachen. Bei näherer Betrachtung wird indes deren fast gleichzeitige Entstehung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, die christlich geprägten Inhalte der Texte und nicht zuletzt die Tatsache, dass beide Genres einst von Randgruppen ins Leben gerufen wurden, als Kongruenz erkennbar. Daneben strotzen beide Stilrichtungen nur so vor Lebensfreude, was in den gelungenen Vorträgen der Gastgebenden letztlich allemal voll und ganz zur Geltung kam.

Rundum stimmig
Der liebevoll dekorierte Lindensaal sowie die exakt auf das gewählte Thema zugeschnittenen Menufolge rundeten das im Zweijahresturnus stattfindende Glanzlicht ab und standen als Garant für eine festliche Gala. Das Catering der Confiserie Dober überzeugte und die Manier, in welcher die Sängerinnen und Sänger die Teller servierten, ebenso. Andy Martin und seine Band heizten nach dem Dessert nochmals so richtig ein. Zwei «Cowgirls» ergriffen die Gelegenheit und eröffneten den Reigen der Tanzenden umgehend, notabene mit beeindruckenden Linedance-Schrittfolgen.